Die Mastershred-Anlage in Pirmasens wandelt Bioabfälle und Speisereste in Energie um

Pirmasens. Die Stadt Pirmasens hat sich dem Ziel verschrieben, aus Bioabfällen und Speiseresten wertvolle Energie zu gewinnen. Dazu wurde nun eine mobile Kompaktanlage auf dem Betriebshof des Wirtschafts- und Servicebetriebs (WSP) temporär in Betrieb genommen. Am 5. April stellte Raphael Barth, Geschäftsführer der Mastershred GmbH, die Funktionsweise der Anlage vor. Zusammen mit Michael Hauer, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Umweltministerium, verschafften sich Bürgermeister Michael Maas und Vertreter der Stadt Zweibrücken sowie der Landkreise Südwestpfalz und Südliche Weinstraße einen Eindruck von der Anlage.

Aktuell zahlt Pirmasens für die fachgerechte Entsorgung rund eine halbe Million Euro pro Jahr - Tendenz: stark steigend. In einer Machbarkeitsstudie soll nun geprüft werden, ob der Bau und Betrieb einer regionalen Vergärungsanlage wirtschaftlich ist und welche Investitionssumme dafür notwendig wäre. Als Standort bietet sich der Winzler Energiepark an, um das entstehende Biogas und den Dünger zu vermarkten.
Eine vorgelagerte Potenzialanalyse hatte ergeben, dass die in Pirmasens anfallenden Bioabfallmengen nicht ausreichen, um eine solche Anlage auszulasten. Dafür sind mindestens 20.000 Tonnen Biogut pro Jahr nötig.
Vor dem Hintergrund der Novellierung der Bioabfallverordnung führen Vertreter der Städte Pirmasens und Zweibrücken sowie der Landkreise Südwestpfalz und Südliche Weinstraße seit vergangenem Herbst Gespräche über die Möglichkeiten zu einer Kooperation in diesem Bereich. Die Verordnung tritt zum 1. Mai 2025 in Kraft und stellt deutlich höhere Anforderungen an die Verwertung von Bioabfällen.
Es ist geplant das Prüf-und Forschungsinstitut Pirmasens (PFI) mit der Machbarkeitsstudie zur optimierten Energiegewinnung aus Bioabfällen zu beauftragen. Die Experten von der Husterhöhe haben dazu einen Auftrag zur Förderung beim Land Rheinland-Pfalz formuliert, um ein innovatives Verwertungskonzept und die Planung geeigneter Anlagen bis hin zur Genehmigungsplanung auszuarbeiten zu können. Das Papier bildet die Grundlage für eine Investitionsentscheidung.
Ein wesentlicher Baustein innerhalb der Machbarkeitsstudie stellt der temporäre Betrieb einer Pilotanlage dar, der analytisch durch die Wissenschaftler des PFI begleitet wird. Die mobile Kompaktanlage auf dem Betriebshof des Wirtschafts- und Servicebetriebs der Stadt Pirmasens (WSP) ist so groß wie ein Übersee-Container und holt durch ein neuartiges Zerkleinerungs- und Auspressverfahren in drei Schritten das Optimum aus dem Bioabfall heraus.
Die Anlage namens Mastershred Organic Waste to Energy (OWE) wurde von der Firma Renz GmbH mit Sitz in Heubach (Ostalbkreis) entwickelt. Durch das innovative Verfahren gewinnt die Anlage aus dem Bioabfall im ersten Schritt ein für den Gärprozess optimiertes Gärsubstrat mit hohem Gasbindungspotential und geringem Feststoffanteil. Der verbleibende Anteil mit einer Restfeuchte von unter 35 Prozent kann nach einer Kompostierung zur Bodenverbesserung oder als Torfersatz weiterverarbeitet werden. Für die weiterführende Trocknung des Bioabfalls steht in der nächsten Stufe eine Vakuumtrocknung zur Verfügung. Der so auf eine Restfeuchte von unter zehn Prozent getrocknete Bioabfall kann zum Beispiel in Form von Briketts als Ersatzbrennstoff verwendet werden. Langfristig soll das getrocknete Material mittels eines Verkohlungsprozesses in Biokohle umgewandelt werden. Diese kann als Bodenverbesserer eingesetzt oder auch durch Vergasung zum wasserstoffhaltigen Synthesegas umgewandelt werden. Nach einer entsprechenden Aufbereitung könnte es in das Gasnetz der Stadtwerke Pirmasens eingespeist werden. Denkbar ist außerdem eine Abtrennung des Wasserstoffs und der Einsatz im Verkehrssektor. Zuletzt kann getrocknete Material mittels eines adaptierten Holzvergasers in thermische und elektrische Energie umgewandelt werden. Mit dieser neuen Art der Aufbereitung erfolgt innerhalb einer Stunde die Umwandlung des Einsatzstoffes in einen Biomassebrennstoff mit einem hohen Heizwert, der teilweise höher liegt als Braunkohle.
„Wir haben uns die Mastershred-Anlage in Heubach angeschaut und prüfen jetzt, ob diese Technik auch bei uns Zukunft hat. Darüner hinaus stehen wir dem Bau einer größeren, klassischen Vergärungsanlage hier in der Region zusammen mit der Stadt Zweibrücken sowie den Landkreisen Südwestpfalz und Südliche Weinstraße offen und interessiert gegenüber“, so Bürgermeister Michael Maas.
„Biogene Abfallverwertung zur Gewinnung klimaneutraler Energie ist eines der Zukunftsthemen“, betonte Staatssekretär Michael Hauer bei seinem Besuch in Pirmasens. „Es ist wichtig für uns, aus diesem temporären Betrieb der Pilotanlage zu lernen und zu sehen: Wie kommen wir in eine Skalierbarkeit rein?“.
PFI-Abteilungsleiter Benjamin Pacan erläuterte die nächsten Schritte auf dem Weg bis zum fertigen Masterplan: „Die Energiespeicherung wird die größte Herausforderung bei der Energiewende sein. Deshalb werden Speicher in der Zukunft sehr wichtig sein. Von Seiten des PFI wollen wir im Rahmen einer Planungs- und Konzeptstudie nun gemeinsame Löungen für Pirmasens und die Region finden.“ red/fsc

Bild: Die Mastershred-Anlage wandelt Bioabfälle und Speisereste in Energie um Foto: Frank Schäfer

Quelle: https://www.wochenblatt-reporter.de/pirmasens/c-lokales/effizient-und-umweltfreundlich_a546734